absatzwirtschaft
23.7.2024
|Darum sind auf Protein-Produkten keine Menschen zu sehen
Das Geschäft mit Protein-Produkten ist ein Millionenmarkt. Doch Abbildungen von Bizepsen oder Waschbrettbäuchen sieht man auf ihnen nie. Warum nicht?
Das Geschäft mit Eiweißriegeln, Proteinpulver und anderen Fitness-Produkten floriert wie nie zuvor. Das Versprechen: Nur eine hohe Zufuhr an Proteinen lässt Muskeln wachsen. Dass dafür eine bestimmte tägliche Dosis an Eiweiß dafür nötig ist, ist per se nicht falsch. Doch schon lange weisen Wissenschaftler darauf hin, dass Hobbyathleten ihren täglichen Eiweißbedarf überschätzen.
Trotzdem boomt das Geschäft. Viele Unternehmer*innen machte der Verkauf der Nahrungsergänzungsmittel reich, obwohl der Markt hart umkämpft ist. Dafür nutzten sie kluge Marketingstrategien, um als Marke herauszustechen. Merkwürdig ist jedoch, dass keins der Produkte jemals menschliche Körperteile zeigt. Warum eigentlich nicht?
Protein-Produkte: Regulierungen unterbinden Irreführung im Marketing
Protein-Produkte richten sich an eine breite Zielgruppe, die von professionellen Sportler*innen bis hin zu Fitnessbegeisterten und gesundheitsbewussten Verbraucher*innen reicht. Ein neutrales Design vermittelt Professionalität und Seriosität, was in der Fitness- und Gesundheitsbranche von großer Bedeutung ist. Durch den Verzicht auf menschliche Abbildungen können Hersteller*innen ein breiteres Publikum ansprechen, ohne bestimmte demografische Gruppen auszuschließen oder unrealistische Erwartungen zu wecken. Interessant ist: Sie dürfen es sogar nicht.
Visuelle Elemente auf Verpackungen haben einen starken Einfluss auf die Kaufentscheidung. Studien zeigen, dass Verbraucher*innen Produkte oft aufgrund des Verpackungsdesigns auswählen. Neutrale und sachliche Verpackungen können Vertrauen und Glaubwürdigkeit fördern, während übertriebene Darstellungen von Fitnessmodellen skeptisch machen können. Eine sachliche Darstellung des Produkts und seiner Vorteile spricht daher oft mehr Kunden an.
Manche Hersteller umgehen die Regulierungen galant
Dass die Verpackung von Lebensmitteln uns Konsument*innen nicht irreführend sein darf, dafür sorgt die „EU-Basisverordnung zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts“. Sie regelt, dass die Verpackung von Lebensmitteln Konsument*innen nicht irreführen darf - weder durch ihre Aufmachung noch durch Werbung oder durch die über sie verbreiteten Informationen.
Abbildungen von Menschen könnten als irreführend interpretiert werden, wenn sie suggerieren, dass der Konsum des Produkts direkt zu einem bestimmten Körperbau führt. Die EU-Regulierung sorgt dafür, dass Hersteller*innen vorsichtig sind, wie sie ihre Produkte visuell darstellen.
Hierzulande spielt das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb eine Rolle bei der Regulierung von Werbeaussagen. Auch dieses besagt, dass Marken Verbraucher*innen nicht in die Irre führen und sie so zu einer geschäftlichen Handlung zu veranlassen sollen, so auch Protein-Produkte.
Doch manche Hersteller versuchen, mit kreativen Methoden diese Regelungen zu umgehen. So wirbt der hessische Ex-Profi-Bodybuilder Markus Rühl mit einem charmanten Verpackungsdesign für seine Fitness-Marke:
Quelle: Rühl24
Ob Fitness-Begeisterte einen solchen Körper erstrebenswert finden, bleibt fraglich. Die selbstironische Vermarktung jedenfalls kann zu einer starken Kundenbindung beitragen.