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Agentur Boomer

26.9.2023

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Von Jacob Voss

Der Agentur Boomer-Speiseplan für broke Junior:innen

Führungsebene lädt zum gemeinsamen Lunch in hippe neue Burger-Bude um die Ecke ein und will “einfach mal wieder bisschen quatschen”. Abseits von Deadlines, Briefings und Entwicklungsgesprächen müssen sich alle Untertanen bei Veggie-Burger und hausgemachter Limo von Vorstands-Volker anhören, wie schwer es damals noch war in der “richtigen” Agenturwelt. Alles mit eingepreist in der schwindenden Hoffnung, dass wenigstens am Ende wenigstens eine frische Mahlzeit spendiert wird. Wie es aber kommen muss, wird gutbürgerlich die Rechnung aufgeteilt. “Haben ja alle ungefähr das gleiche gegessen”, hallt es durch den Laden (primär von Menschen, die ganz sicher nicht das gleiche gegessen haben). Die Junior:innen am Kopfende des Tisches rechnen schon mal gegen, wie hoch der Dispo am Ende des Monats ausfallen wird und legen mit gesenktem Kopf und einer noch mehr schmerzenden Summe Trinkgeld die Sparkassen-Giro-Karte auf das Lesegerät. Eine Einladung zum Essen haben sich hier einige anders vorgestellt. 

Solche Szenarien sind den meisten von uns bekannt. Bei spotthaftem Gehalt wird man täglich umgarnt doch noch mit Essen zu gehen, obwohl alle wissen, wie unfassbar teuer es sein kann fünfmal die Woche auswärts zu speisen. Senior:innen tut das natürlich deutlich weniger weh, als den Berufseinsteiger:innen, namentlich die Junior:innen. Da helfen auch keine Sonderangebote zum Mittagstisch und die Inflation (selbstverständlich nicht ausgeglichen im Gehalt) macht das ganze auch nicht schmackhafter. 

Da bleibt am Ende nur eine Option: Essen in der Agenturküche. Zwischen Instantsuppen und labbrigen Nudeln vom Vortag tummeln sich hier eher selten die kulinarischen Meisterwerke. Bis jetzt!

Willkommen zum Agentur Boomer Food Guide für broke Junior:innen - powered by Pinterest, Instagram und sehr viel Hunger. Hier gibt’s solide Rezepte, die euch nicht viel kosten und in der Mikrowelle warm gemacht werden können. Mit den Rezepten wollen alle Kolleg:innen auf einmal auch was abhaben und die Burger-Bude gerät schneller in Vergessenheit als eure unbezahlten Überstunden. 

Alles, was ihr für jedes Rezept braucht, ist ein mikrowellenfester, verschließbarer und wiederverwendbarer Behälter. Ein bekanntes schwedisches Möbelhaus soll wohl ganz gute für einen kleinen Preis haben. 

Dass hier jedes Rezept mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt werden sollte, spare ich mir jetzt zu erwähnen. 

No-Cook Linsensalat 

Finde ich Rezepte gut, in denen man nicht wirklich kochen muss? Nein! Halte ich sie für eine sinnvolle Alternative, um Zeit, Geld und Stress einzusparen? Ja! Und darum soll es ja hier schließlich gehen. Für unser erstes Rezept werft ihr wirklich alles in euren Behälter, macht den Deckel drauf und schüttelt mal so ordentlich durch. Dann ab in die Mikrowelle (Behälter obvsl. wieder ab dabei) und immer wieder gut durchmixen. Das Resultat hält euch ordentlich satt, schmeckt ziemlich solide und kann eigentlich aus Zutaten gemacht werden, die jede:r zu Hause hat. 

Ihr braucht: 

1 Packung Dosenlinsen

1 Tomate

1 TL Kumin (Kreuzkümmel) 

1 TL Ingwer (Pulver oder frisch) 

Zum Garnieren: 

Kräuter eurer Wahl

Nüsse wenn ihr Bock habt 

Joghurt, um es bisschen abzumildern

How to: 

Wascht die Dosenlinsen kurz unter laufendem Wasser ab. 

Schneidet die Tomate in Stückchen. 

Werft alles zusammen mit den Linsen in einen Behälter und mixt durch. 

Ab in die Mikrowelle. 

Ihr könnt das Gericht am Ende mit verschiedenen Sachen garnieren. Nüsse und Kräuter sind fantastisch, aber auch Datteln oder Sultaninen können eine spannende Süße einbringen. Wer es scharf mag kann natürlich noch etwas Chilli hinzugeben. 

Dauert keine 5 Minuten und ist ein solider Lunch, wenn es sehr sehr schnell gehen muss und das Ende des Monats näher rückt. 

Palak Paneer

Hier ein richtiges Brecher-Rezept. Von mir sowas von approved und super easy in der Mikrowelle warm gemacht. Dieser indische Klassiker lässt eure Kolleg:innen auf ihren ergonomischen Schreibtischstühlen herumwirbeln und wie COD Zombies in die Küche pilgern. 

Ihr braucht: 

500g Spinat (tiefkühl reicht absolut)
1 Tomate (bisschen Tomatenpüree auch voll in Ordnung) 

1 Zwiebel

1-5 Knochlauchzehen (choose your Level of violence) 

1 Block Paneer (kriegt ihr in jedem Supermarkt, in den sich eure Vorgesetzten nicht reintrauen) oder 1 Block Halloumi 

1 EL Garam Masala 

1 TL Fenchelsamen (wenn ihr fancy sein wollt) 

Und go: 

Kocht den Spinat kurz in gesalzenem Wasser, bis er eingefallen ist bzw. nicht mehr tiefgekühlt ist.

Den Spinat in Eiswasser oder sehr kaltem Wasser aus dem Wasserhahn abkühlen, damit der Garprozess stoppt. 

Optional: Den Spinat fein pürieren. 

Zwiebel und Knoblauch klein hacken und in Öl oder Ghee anbraten. 

Gewürze hinzugeben und für 1-2 Minuten auf mittlerer Hitze weiterbraten. 

Die Tomate klein reiben oder sehr sehr klein schneiden und hinzugeben. (Wenn ihr Püree benutzt, dann bratet es kurz mit an und gebt einen Schluck Wasser hinzu. 

Jetzt spinat und Mixtur vermengen und zusammen etwas köcheln lassen.

Paneer in mundgerechte Stücke schneiden und hinzugeben und 5 Minuten kochen lassen. 

Alles in euren Behälter geben und in der Agentur in der Mikro 3-5 Minuten erhitzen. Gönnt! 

Barbie Pasta

Bisschen spät für den Hype, aber was hat Mattel nochmal gesagt? Barbie is forever! Deshalb nochmal kleine Ode an den Kult-Streifen und dazu auch noch richtig gesund. 

Ihr braucht: 

Pasta eurer Wahl 

3 Knollen Rote Beete 

1 Block Feta 

1 Zehe Knoblauch 

1 TL Olivenöl 

Ganz easy: 

Röstet im Ofen die Rote Beete, den Feta und die Knoblauchzehe zusammen an. Darf alles gut Farbe kriegen. 

Dann ab in den Mixer. 

Der Feta macht das Rot der Roten Beete zu einem Barbie-Pink. (CMYK war das, oder?)
Pasta kochen bis kurz vor al dente! (WICHTIG) 

Dann alles vermixen und in euren Behälter. 

In der Mikrowelle mit mini bisschen Wasser vermischen und erhitzen. 

Die Nudeln, die noch nicht durchgekocht waren, sind es nach der Mikrowelle. 

Sieht fancy aus und weckt in allen Marketing-Melanies die innere Barbie. 

Geröstete Auberginen Gnotschi

Ungewöhnlicher Mix, dafür aber ungewöhnlich lecker. Mit Zaatar gewürzt, duftet dieses einfache Rezept bis in den hintersten Konfi und macht euch zum Gordon Ramsey der ganzen Agentur. 

Ihr braucht: 

1 Aubergine

1 EL Zaatar

1 TL Oliveöl

200g Gnocci 

Optional: eine handvoll Minzblätter

So geht’s: 

Aubergine an beiden Enden abschneiden und mit der Gabel einpiecken. 

Mit Olivenöl einreiben und ab in den Ofen. 

Für Profis: Wenn ihr einen Gasherd habt, dann röstet die Aubergine über offener Flamme und lasst sie an einigen Stellen verbrennen. Keine Garantie, dass ihr danach noch mit euren Fingern tippen könnt. 

Wenn die Aubergine ganz weich und labberig ist, könnt ihr sie mit zwei gabbeln auseinanderziehen und zwermatschen. 

Zaatar Gewürz untermischen. 

Gnocci in Olivenöl anbraten und goldbraun werden lassen. 

Die Auberginen Mixtur hinzugeben und mit etwas Wasser zu einer saucenartigen Konsistenz verrühren. 

Ab in euren Behälter. 

In der Mikrowelle erhitzen und wenn ihr fancy seid, mit etwas Minze garnieren. 

Hört sich nicht nach viel an, glaubt mir aber, dass das Zaatar einen unvergleichlichen Geschmack bringt und die Röstaromen der Aubergine Geschmack genug sind. 


Alles-muss-raus Fried Rice

Die langsam vor sich hin vegetierende Paprika neigt sich dem Ende? Das andere Ende deiner irgendwann mal angebrochenen Zucchini ist auch nicht mehr das, was es mal war? Nicht wegschmeissen! Einfach alles scharf anbraten. Dieser Fried Rice soll mal so ein richtiger Kühlschrank Radierer sein. Schmeißt rein, was ihr wollt, aber beachtet ein paar Regeln. 

Ihr braucht: 

150g Reis

2 EL Sojasauce 

Alles, was ihr noch verbraten müsst, bevor es schlecht wird

So läufts: 

Kocht euren Reis einen Tag vor der Zubereitung und stellt ihn in den Kühlschrank! (WICHTIG) 

Schnibbelt euer Gemüse, euer Tofu, euer Fleisch, was ihr auch habt, klein und werft es alles zusammen in einen sehr sehr heißen Wok bzw. eine sehr sehr heiße Pfanne. 

Empfehlung: Probiert immer Ingwer, Knoblauch und Zwiebeln dabei zu haben, sie sind eine fantastische Basis. Danach seid ihr frei wie ein Vogel. 

Bratet alles scharf an, sodass ihr Farbe an das Zeug kriegt. 

Dann reduziert die Hitze etwas und werft euren kalten Reis mit rein. 

Vermengt alles gut und werft es wie ein:e Chefköch:in durch die Bude. (Ihr wisst was ich meine) 

Wenn ihr wild seid, schlagt ihr noch ein Ei rein. 

Sojasauce am Rand der Pfanne hinzugeben und mit allem vermengen. 

Alles zusammen in eure Box und am nächsten Tag ab in die Mikro. 

Mit Chilisauce oder noch mehr Sojasauce genießen. Schmeckt Baba! 

Hoffentlich können diese Rezepte euren Agenturalltag etwas versüßen und ihr verspürt nicht mehr den Druck, überteuertes Mittagessen kaufen zu müssen. Natürlich könnt ihr das mit allen anderen Kolleg:innen teilen und sie vielleicht auch dazu animieren, nicht nur essen zu gehen, sondern einfach das Happening in die Agenturküche zu verlagern. Ist eh kuscheliger da. Lasst es euch schmecken, Boomies!