Agentur Boomer
5.10.2023
|Von Name-Dropping bis Ellenbogen: Blender in der Agentur erkennen
Kennt ihr das? Ihr seid neu in der Agentur und wollt glänzen, zeigen, was in euch steckt. Aber dann stolpert ihr über diese zahlreichen Ratschläge auf Social Media, besonders auf LinkedIn und TikTok, die „Fake it till you make it“ anpreisen.
Ist ehrliche, harte Arbeit wirklich der Schlüssel? Oder haben die „Faker:innen", von denen man immer wieder hört, tatsächlich mehr Erfolg? Ein bisschen Selbstsicherheit hier, ein bisschen Selbstvermarktung da – ist das der wahre Weg nach oben?
Blender:innen in der Agentur – Wer? Ich?
Lasst uns mal Tacheles reden. Ein bisschen Faken ist okay, solange man die Grenzen kennt. Aber was, wenn aus dem kleinen Schwindel eine riesige Show wird?
Was sind Blender:innen eigentlich?
Sie sind mehr als nur großspurige Selbstdarsteller:innen. Es sind diejenigen, die die Kunst des Übertreibens, des Angebens und manchmal sogar des Lügens perfektioniert haben. Es ist nicht immer offensichtlich, aber wenn man genau hinschaut, erkennt man das Muster.
Wie erkennt man sie?
Ein geübtes Auge kann die Hinweise aufspüren. Oft befinden sie sich in unmittelbarer Nähe der Geschäftsführung oder bei Senior-Kolleg:innen. Ergo: bei Menschen, die sie weiterbringen können.
Und die Junior:innen? Sie werden von Blender:innen oft für die Exekutive ihrer Ideen ausgenutzt, erst mit Komplimenten und später mit Arbeit überhäuft.
Hier eine kleine Hilfestellung, wie ihr Blender:innen erkennen könnt:
7 Arten von Blender:innen
Der „Ich kenne Prominente"-Typ: Leute, die ständig von ‚Berühmten Freunden‘ sprechen und dann doch für Gästeliste betteln müssen oder an der Abendkasse anstehen.
Der „In der alten Agentur habe ich abgerissen"-Typ: Oh ja, wir kennen alle diese Kolleg:innen, die nicht aufhören können, von der „guten alten Zeit" zu reden. Das Einzige, was abgerissen wurde, ist aber meistens nur das Niveau auf der Weihnachtsfeier.
Der „Ich-kann-alles"-Typ: Diese:r Blender:in hat zu jedem Projekt eine Meinung und behauptet, überall Expert:in und First-Mover:in zu sein. Gern werden hier auch ungefragt Ideen eingekippt und Mitarbeiter:innen übergangen.
Der „Niemals-mein-Fehler“-Typ: Fehler? Wer, ich? Nie im Leben. Selbstreflexion ist hier ein absolutes Fremdwort. Alle anderen sind schuld. But guess what? Jeder Mensch hat mehrere Seiten und ab und an ist man auch mal “The Toxic One”.
Der „Großredner“: Viele Worte, viel Delegierung, wenig Substanz und ein NLP-Buch im Schrank.
Der „Mit-fremden-Lorbeeren-schmücken“-Typ: Diese Blender:in prahlt mit den Erfolgen anderer, als wären es die eigenen. “Ja, das war ganz sicher nur meine Idee …”
Der „Über-Qualifikationen-lügen“-Typ: Hier wird das Lebenslauf-Aufhübschen zur Kunstform. Und damit meinen wir nicht Französisch – verhandlungssicher!
Blenden in der Agentur – die Folgen
In der Agenturwelt sind Vertrauen und Zusammenarbeit das A und O. Wenn man ständig Dinge vorgibt, die nicht echt sind, wird man schnell durchschaut. Und wenn das Vertrauen einmal gebrochen ist, ist es schwer, es wiederherzustellen.
Ergo: Es kann sehr unangenehm werden, wenn die Täuschung auffliegt.
Außerdem ist es nicht nur nervig, sondern auch schädlich. Kund:innen checken das schnell, und dann? Bye, bye, Vertrauen, Pitch und Retainer.
Umgang mit Blender:innen in der Agentur
Führungskräfte, bitte einmal zuhören: Authentizität und Ehrlichkeit sollten immer an erster Stelle stehen. Es ist wichtig, regelmäßige Feedback-Gespräche zu führen und ehrlich zu reflektieren.
Unsere Tipps:
Nehmt direkt in den ersten Bewerbungsgesprächen Teammitglieder dazu, die später mit der Person arbeiten müssen. So kann man bereits erste Fachkenntnisse prüfen.
Stellt im Gespräch eine kleine Aufgabe, die in 10 Minuten lösbar ist. Damit lassen sich Blender oft enttarnen.
Lasst das Team die Person kennenlernen.
Verzichtet auf Referenz-Calls; die sind oft – Überraschung – fake.
Und für alle unsere Junior:innen da draußen: Lasst euch nicht von Blender:innen unterkriegen. Ihr bekommt mega viele Komplimente und danach direkt Aufgaben delegiert? Dann macht mal den Simon Sinek und fragt mal nach dem Why – Blender:innen hassen diesen Trick.
Lasst euch auf keinen Fall unterbuttern und sprecht mit euren Vorgesetzten, wenn es zu viel wird.
Warum blenden die Blender:innen überhaupt?
Ursachen liegen oft in der Kindheit!
Oftmals haben Menschen, die im Erwachsenenalter blenden, in ihrer Kindheit gelernt, dass sie nur dann Anerkennung und Liebe erhalten, wenn sie bestimmte Leistungen erbringen oder sich in einer bestimmten Weise verhalten. Dies kann dazu führen, dass sie als Erwachsene das Bedürfnis haben, ständig ihre Fähigkeiten und Erfolge zu übertreiben, um Anerkennung zu erhalten.
Es ist nicht immer einfach, hinter die Fassade zu blicken, aber oft verbirgt sich dahinter ein verletztes Selbst.
Akzeptanzdrang: Dazugehören und Rollenerwartungen erfüllen.
Rampenlichtsuche: Vom Karrierehunger und Anerkennungsdurst getrieben.
Innere Zerrissenheit: Ständig von Zweifeln geplagt, nicht gut genug zu sein.
Perfektionswahn: Das Social-Media-Diktat des Immer-top-sein-müssens.
Verteidigungsmodus: Kritiker:innen abblocken und bloß nicht auffliegen.
Ego-Show wegen psychologischer Probleme: Zum Beispiel Pseudologia Fantastica, ein zwanghaftes Bedürfnis, Unwahrheiten zu erzählen, oder Narzissmus, eine Persönlichkeitsstörung mit übersteigertem Selbstwertgefühl und einem intensiven Bedürfnis nach Bewunderung.
Kurz: In Wahrheit kämpfen viele Blender:innen mit einem inneren Konflikt. Auch wenn es nervt, kann es einem fast schon wieder leidtun.
Authentizität ist King (haben wir bei LinkedIn gelesen)!
In der heutigen Zeit der Digitalisierung, in der wir oft nur die hochpolierten Versionen von allem und jedem sehen, wird Authentizität zu einem seltenen und daher umso wertvolleren Gut. Authentische Personen sind glaubwürdig, vertrauenswürdig und ziehen andere an. Sie verstellen sich nicht, sondern stehen zu ihren Meinungen, Fehlern und Erfolgen gleichermaßen. In der Agenturwelt bedeutet das: Kund:innen und Kolleg:innen wissen, was sie erwartet. Authentizität baut Brücken, fördert die Zusammenarbeit und schafft langfristige Beziehungen. Kurz gesagt: Sie ist der Major-Key to success – DJ Khaled Voice!
Und jetzt folgt uns gerne bei LinkedIn.
Last Words
Ein wenig „Fake it till you make it" ist okay, aber bitte mit Maß und Ziel. Es bringt nichts, sich selbst oder andere ständig zu täuschen. Authentizität wird immer über Oberflächlichkeit triumphieren. Man hat vielleicht nicht direkt mehr Erfolg, aber am Ende weiß man wenigstens, wer man wirklich ist.
Appell an Blender:innen
Liebe Blender:innen, es ist okay, nicht perfekt zu sein. Niemand von uns ist es. Es ist nicht nötig, sich mit den Lorbeeren anderer zu schmücken. Echtheit wird geschätzt. Seid einfach ihr selbst – mit all euren Stärken und Schwächen.
Nehmt euch doch ein Beispiel an Keanu Reeves! Trotz seines großen Erfolgs in Hollywood bleibt er oft zurückhaltend und demütig und wird oft für seine Bescheidenheit und Bodenständigkeit gelobt.